Ausmisten zuhause – die „Häutung“ beginnt – das befreit ungemein!

Wenn man sein Haus für zwei Jahre vorübergehend verlässt und man nur 30 Kilo Gepäck pro Person auf seine Reise mitnehmen kann, dann stellt sich eine zentrale Fragen: wohin mit all den Möbeln, Garderobe, Gerätschaften, Büchern & Co. Wir haben uns einen Schiffs-Container mit Grundfläche von circa 15 qm gemietet und vor unser Haus stellen lassen. Da musste alles rein. Und einen „Rest“ konnte es da nicht geben.

In einem Buch eines Weltreisenden habe ich mal vom „Häuten“ gelesen. Damit ist das große Wegschmeißen von all den Dingen gemeint, die man schon seit Jahren mit sich rumschleppt und nicht benutzt. All die Dinge, die keiner braucht und niemand eines Blickes würdigt. Doch wie viel von solchem Zeug hat man eigentlich in seinem Haus? Wir, da war ich sehr zufrieden mit mir beziehungsweise uns, sind doch ordentlich und haben nicht so viel Gedönsrat in unserem Haus rumliegen… dachte ich.

Erster Durchgang: im Dezember missten wir unsere Arbeitszimmer aus, schnappen uns alte Ordner und Bücher, räume in den Abstellkammern auf und schaue durch die Regale. Alles, was weg kann, geht in die Garage und steht bereit für den nächsten Sperrmüll. Am Ende ist die Garage voll, gleich abtransportiert, Garage wieder frei – fertig gehäutet, prima, und das schon vier Monate vor der Abreise! Ich sagte ja, wir haben nicht so viel Geröll bei uns im Haus 😉

Von wegen: Es vergehen die Wochen und klamm heimlich findet sich wieder so manches in der Garage, was weggeschmissen werden soll. Und siehe da, Garage wieder voll. Wieder Sperrmüll gemacht, Garage wieder leer. Ein zweiter Häutungs-Durchgang ist ja auch nicht schlimm. Fertig. Toll!

Oder doch nicht? Zwei Wochen vor unserem Auszug (hinein in unseren Schiffs-Container) werden die Umzugskartons gepackt. Hier und da fällt dann doch noch etwas ab, was verschwinden kann. Gut ist, dass man nun wirklich „jedes Ding“, das man hat, in die Hand nehmen muss und sich die Frage stellt „braucht irgendein Mensch dieses Ding?!“. So arbeiten wir uns durch jeden Raum.

Oh weg: Garage wieder voll – wieder Sperrmüll – Abtransport – fertig gehäutet – endlich ist es gelungen, den ganzen Mist, den man so hat, zu finden und loszuwerden!

Kaum zu glauben: am Tag des Umzugs fallen noch so einige Dinge auf, die vielleicht doch nichts mehr taugen und weg können. Garage voll. Ich komme aus dem Wundern nicht mehr raus. Woher kommt all dieses Zeug? Und wer hat all das Geld gegeben, um es zu kaufen?

Am Tag nach dem Um(Aus)zug steht das große Putzen an, das ganze Haus wird für die Mieter auf Vordermann gebracht… Und ich pendle den ganzen Tag zwischen unserem Haus und der Müllkippe hin und her, um den gestern gesammelten Sperrmüll schnell wieder loszuwerden. Mittags ist es dann so weit. Garage leer, nun sind wir nun aber bitte schön fertig gehäutet, endlich! Dann weitergeputzt, bis das Haus blitzt und blinkt. So schön sah es noch nie aus (da können sich die Mieter freuen – warum macht man so was eigentlich nicht für sich selbst?). Und als wir dann das Haus zum letzten Mal verlassen (alles blitzblank) ist das Auto dann doch tatsächlich wieder bis oben hin voll mit irgendwelchem Zeug. Ich fasse es nicht.

Mein Fazit: es ist absolut unglaublich, was man alles für einen Mist mit sich rumträgt. Und es ist eine Wohltat und sehr befreiend, wenn man diesen ganzen Schrott losgeworden ist und das ohne das einem etwas von Wert abhandenkommt. Diese Übung kann ich jedem nur wärmstens empfehlen! Man bekommt einen sehr interessanten neuen Blick auf „das Materielle“ ganz allgemein und auf die Frage, was (und wie wenig) davon wirklich wichtig ist.

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3 Antworten zu Ausmisten zuhause – die „Häutung“ beginnt – das befreit ungemein!

  1. Petra schreibt:

    Hallo Heike und Carsten, wir haben von Kerstin und Jörg von eurer Reise erfahren. Wir wünschen euch erst mal viel Glück und bleibt gesund! Das mit dem Ausmisten eures Hauses fand ich super-spannend, denn ich gehöre der seltener anzutreffenden Kategorie des begeisterten Dauer-Ausmisters an. Sehr zum Leidwesen von Stefan, der heute noch seinen 386er im Keller stehen hätte (den er zum Zeitpunktes des von mir erzwungenen Ausmistens bereits mehr als 10 Jahre dort im Keller gelagert hatte und auch schon bei 2 Umzügen mitgeschleppt hatte), wenn ich nicht durchgegriffen hätte. Die letzte Ausmist-Aktion hat uns endlich ermöglicht, den Kellerraum wieder in Gänze durchschreiten zu können – und das dort befestigte Regal mit Werkzeug zu erreichen (da habe ich gleich 7 Sägen entdeckt und recherchiert, dass diese seit unserem Einzug in diese Wohnung noch nie benutzt worden sind – da ist also noch weiteres Ausmist-Potential vorhanden). Ich liebe dieses Gefühl von Leichtigkeit nach dem Ausmisten. Freier Keller/Wohnung – freier Kopf. Teppichklopfer der Eltern (wir haben seit 10 Jahren keinen Teppich mehr), Reklam-Ausgaben von Emilia Galotti aus dem Abiturjahrgang, eine ganze Umzugskiste mit Kabelresten (unter körperlichen Schmerzen hat Stefan die Kabelteile gerettet, die er für unabdingbar für sein weiteres Leben hielt), uralte Deckenlampen („die sind doch noch gut!“), nicht mehr funktionierende Barometer, alte Kochtöpfe aus meiner Ausbildungszeit. Ich gehe regelmäßig durch unsere Wohnung und suche nach Ausmistpotential, Stefan findet für jedes Stück einen Überlebensgrund und wir feilschen. Ich wünsche euch noch viele schöne Erlebnisse auf eurer Reise, wir werden aufmerksam euren blog verfolgen! Petra Dietrich (und Stefan Klaiber)

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    • Carsten Nolte schreibt:

      Hallo Petra & Stefan,

      es freut uns SEHR, von Euch zu hören. Den Kampf mit dem Ausmisten, ja den kennen wir (Carsten ist bei uns wohl „die Petra“ und Heike hat ein klein Wenig von Stefan 🙂 Am Ende wird die optimale Wegschmeißmenge immer gefunden…

      Wir hoffen, es geht Euch gut und die Arbeit überrollt Euch nicht. Prima, dass Ihr uns nun folgt, bald gibt es schon die nächsten Neuigkeiten (die letzten aus Bangkok, denn wir sind jetzt gerade in Shanghai angekommen).

      Viele Grüße
      Heike & Carsten

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    • gert18 schreibt:

      Wunderbar Petra, ich (38) habe auch erst durch meine neue Freundin (29) gelernt, dass man sich toll befreit fühlt wenn man alte Dinge, die nur Erinnerungswert haben ohne Kompromisse in den Müll wirft. Wir haben allen Krimskrams, alte Fotos, Bücher, Plüschtiere und Nippes in Kartons verpackt zugekebt und Datum drauf. Dabei war meine Freundin schon sehr unsanft beim Packen und vieles ging beim Reindrücken schon kaputt, deshalb dachte ich wir werfen die gleich weg. Dann aber sagte sie wir warten jetzt sechs Monate ob ich irgendetwas suche. Wenn nicht können sie weg. Und wirklich ich habe nichts vermisst. Wir haben dann jede Woche einen Karton nach und nach 18 Stück in den Müllcontainer geworfen. Es war aber wichtig die Kartons ungeöffnet in den Müll zu geben. Sogar meine alten Stofftiere, die fast 20 Jahre in einem Müllsack und sehr modrig und unschön waren, ich wollte sie schon damals entsorgen konnte es aber nicht, habe ich kurze Zeit säter, nachdem ich das tolle Befreiungsgefühl kennengelernt habe mit ihr zusammen in den Müll geschmissen. Sie wollte auch hier nicht das der Sack noch einmal aufgemacht wurde, der platzte aber und so mussten wir die Stofftiere aufsammeln und direkt in den Müllcontainer schmeissen. Und wieder ein tolles Befreiungsgefühl. Wir führen nun regelmässig ein Wegschmeißritual durch und sind glücklich darüber.

      Liebe Grüße

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